Freitag, 11. Januar 2013

Meister Heinrich Frauenlob

Auf ewig dein

(1)
Einen Versuch will ich noch starten
hin zu meiner Liebsten Garten,
und sie mit meiner Kunst betören
kein schönres Lied tat sie je hören.
(2)
Kaum pack ich meine Laute aus
steht sie im Nachthemd vor dem Haus
und winkt mir zu, ich soll zu ihr
gleich durch die schwere Eichentür.
(3)
Noch an des Türes grober Schwelle
zieht sie mich rein ins warme Helle
kredenzt mir gleich ein Flascherl Roten,
zu wärmen mich und meine Pfoten.
(4)
Und als ich dann ganz nah ihr sitz,
durchfährt mich gleich ein Geistesblitz,
mir wird auf einmal wieder klar,
wie schön sie ist und immer war.
(5)
Ich fall aufs Knie, sie zu besingen,
ihr meine Liebe darzubringen,
doch ein Kuss schließt meine Lippen,
bringt mein Minnelied zum Kippen.
(6)
Halb zieht sie mich, halb sink ich hin,
zum Himmelbett tut sie mich ziehn.
Was dann geschieht, ihr lieben Leut,
verschweigt des Sängers Höflichkeit.

@ Axel Haack

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